Zeitfenster im Museum Hameln

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Museum Hameln:

Kurze Geschichte der Museumsgebäude 

 

Stiftsherrenhaus (Osterstraße 8)

Das Hamelner Stiftsherrenhaus gehört zu den größten Fachwerkhäusern des 16. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland. Die Deckenbalken haben ohne Stoß Längen von mehr als 15 Metern. Normale Deckenbalken, selbst bei großen Häusern, lagen selten über 13 Metern.

Der Hamelner Bürgermeister Friedrich Poppendiek ließ das Stiftsherrenhaus 1558 als Neubau mit drei Vollgeschossen und einem Grundriß von 15 x 15m traufenständig zur Osterstraße errichten. Das Stiftsherrenhaus ist damit sehr viel breiter als benachbarte Häuser, so dass vermutet werden darf, dass 1558 (oder früher) an dieser Stelle zwei Parzellen zusammengelegt wurden.

Über dem dielenhohen Erdgeschoss folgen zwei niedrige Obergeschosse, die ursprünglich als Speichergeschosse dienten. Räumliche Unterteilungen wurden hier erst nachträglich im 18./19. Jahrhundert zu Wohnzwecken eingezogen. Das erste Obergeschoss weist allerdings eine Besonderheit auf: Das zur Straße liegende vordere Drittel wurde durch einen einzelnen, in der Mitte nach Süden vorgerückten Längsunterzug von der übrigen Geschossebene räumlich abgegrenzt. Die Deckenbalken des vorderen Drittels sind mit aufgemalten Rankenornamenten des 16./17. Jahrhunderts dekoriert, was auf eine besondere Funktion dieses Bereichs schließen lässt. Vermutlich wurde der vordere, reich belichtete Teil des Speichergeschosses für Feiern oder gelegentliche Versammlungen genutzt. Das zweite Obergeschoss ist demgegenüber viel schlichter gestaltet. Die Wohnräume haben sich im 16. und 17. Jahrhundert wohl noch ganz spätmittelalterlich traditionell in Seitenräumen des Erdgeschosses und den Räumen über dem Gewölbekeller im (heute nicht mehr vorhandenen) Hinterhaus befunden.

Das Stiftsherrenhaus wurde bei den Umbaumaßnahmen zum Museum 1976 tiefgreifend verändert. Die jetzt noch erhaltene ältere Bausubstanz beschränkt sich im Wesentlichen auf das Fachwerkgerüst des Ursprungbaus von 1558, sowie das im 19. Jahrhundert aufgeschlagene Dach.

Leisthaus (Osterstraße 9)

Der erste Steinbau auf dem heutigen Grundstück Osterstraße 9 wurde im 13. Jahrhundert errichtet und hat mit 7,9 x 8 m einen nahezu quadratischen Grundriss. Dies sog. Steinwerk (heute: Kaminzimmer und die darüber befindliche Rattenfänger-Ausstellung) bildet den ältesten noch erhaltenen Teil des Gebäudes. Im 14. Jahrhundert kam ein Vorderhaus in Fachwerkbauweise dazu, das bis an die Osterstraße reichte. Dieses Vorderhaus veränderte sich in den folgenden Jahrhunderten mehrfach. Es wurde umgebaut, angebaut, neugebaut. Ende des 16. Jahrhunderts schließlich ließ der damalige Hausbesitzer Gerdt Leist, ein reicher Kaufmann, die prächtige Sandsteinfassade im Stil der Weserrenaissance errichten.

Im ersten Geschoss befand sich ein repräsentativer Festsaal, in dem noch heute die zeittypische Grisaille-Malerei an den Balken zu sehen ist. Ein vermutlich großer Umbau in Innern erfolgte im 17. Jahrhundert, als das Leisthaus nicht nur Wohn-, sondern auch Produktionsstätte einer hugenottischen Strumpffabrik wurde.

Im 20. Jahrhundert wurden die Hintergebäude abgerissen. Der heutige rückwärtige Anbau, der u.a. das Volksbank-Forum beherbergt, stammt aus den 1930er Jahren. Zudem erforderte die Nutzung als Museum vermehrte Umbauten im Innern des Gebäudes, zuletzt 2008-2011.

 

Hamelin Museum:

Brief history of the buidlings

The „Stiftsherrenhaus“

The Hamelin “Stiftsherrenhaus” is one of the largest half-timbered houses of the 16th century in northwest Germany. The ceiling beams have lengths of more than 15 meters without joints. Normal ceiling beams, even in large houses, were rarely more than 13 meters.

The mayor of Hamelin, Friedrich Poppendiek, had the house built in 1558 as a new building with three full storeys and a floor plan of 15 x 15 m facing the Osterstraße. The house is therefore much wider than neighboring houses, so that it can be assumed that two parcels were merged at this point in 1558 (or earlier).

The two low upper floors originally served as storage floors. Spatial subdivisions were only made later in the 18th and 19th centuries for residential purposes. The first floor, however, has a special feature: the front third facing the street was spatially separated from the rest of the floor by a single longitudinal girder. The ceiling beams of the front third are painted with tendril ornaments from the 16th or 17th century, which suggests a special function of this area. The front, richly illuminated part of the storage floor was probably used for celebrations or occasional gatherings. In contrast, the second floor is much simpler. In the 16th and 17th century, the living rooms were still traditionally located in the side rooms of the ground floor above the vaulted cellar (which no longer exist today).

The “Stiftsherrenhaus” underwent major changes in 1976 when it was converted into a museum. The older building structure still preserved is essentially limited to the framework of the original building from 1558, as well as the roof that was opened in the 19th century.

The Leisthaus

The first stone building on today’s property at Osterstraße 9 was built in the 13th century and has an almost square floor plan with 7.9 x 8 m. This so-called “Steinwerk” (today: fireplace lounge and the pied piper exhibition above) forms the oldest part of the building that has been preserved. In the 14th century, a half-timbered front building was added that reached the street. This front building changed several times in the following centuries. At the end of the 16th century, the house owner Gerdt Leist, a wealthy merchant, had the magnificent sandstone facade built in the Weser Renaissance style.

On the first floor there was a representative ballroom in which the typical grisaille painting on the beams can still be seen today. A presumably major renovation inside took place in the 17th century, when the Leisthaus was not only a residential area but also a production site for a Huguenot stocking factory.

The back buildings were demolished in the 20th century. The current rear annex among other things, dates from the 1930s. In addition, its use as a museum required more renovations inside the building, most recently in 2008-2011.